Am westlichsten und nördlichsten Punkt angelangt…

 

Käthi und ich haben vor einer halben Stunde ein Bad im Boya Lake genossen. Dieser See hat die gleiche Farbe, wie der Caumasee in seinen besten Tagen hatte. Die Wassertemperatur ist eher frisch, aber diese Art von Körperreinigung ist schöner als jede Dusche mit Chlorwasser.

 

Seit unserem letzten Bericht haben wir Seward im Dauerregen erlebt. Mehr als eine Woche wollen wir nicht auf schönes Wetter warten, um eine Schifffahrt zu den kalbernden Gletschern machen zu können. Auch am Denali stimmt das Wetter nicht mit unserer Reiseplanung überein. Dort besuchen wir aber die Schlittenhundestation. Eindrücklich zu sehen, wie sich die Hunde voller Freude in die Zugleinen werfen, um im Sommer den rollenden Wagen vorwärts zu bewegen. Am Park HWY erreichen wir den westlichsten Punkt unserer Reise.

 

Anscheinend bildet die Alaska Range eine Wetterscheide, denn bereits in Fairbanks scheint die Sonne nach einem regnerischen Montag wieder um die Wette. Wir fahren zuerst durch recht intensiv besiedeltes Gebiet, später durch abwechslungsreiche Wälder mit sanften Hügeln zu den Chena Hot Springs. Dort wird das warme Wasser neben dem Badebetrieb zur Energiegewinnung und für die Anzucht von Blumen und Gemüse genutzt.

 

Ja und dann kommt die Nacht der Nächte! Der Steese HWY ist über 80km geteert und mindestens bis zum Eagle Summit ist die Schotterpiste auch für unseren T6 vertretbar. Auf der Passhöhe ist ein grösserer Parkplatz eingerichtet. Wir sind noch gut 100 km Luftlinie vom Arctic Circle entfernt, erreichen damit den nördlichsten Punkt der Reise und heute ist der 20. Juni. Bereits stehen 3 Womos auf dem Parkplatz. Der Himmel ist bewölkt, fast bedeckt. Wir wandern auf die Anhöhe, erfreuen uns während des Aufstiegs an der Blütenpracht und geniessen die Rundsicht auf dem Gipfel. Wie viele Bergketten sehen wir wohl? Im Südwesten sind ganz im Dunst Bergriesen mit einer dicken Schneedecke zu erkennen. Zurück auf dem Parkplatz richten wir uns für die Nacht ein, essen gemütlich Znacht und stellen die Campingstühle und die Fotoausrüstung mit Blick Richtung Norden auf. Jetzt beginnt das Warten und Hoffen. Es wird kühl, am Schluss sitzen wir mit Kappe und mehreren Schichten Kleidern und zugedeckt mit einer Decke auf unseren Stühlen. Die Laufbahn der Sonne wird immer flacher, zwischendurch verschwindet sie hinter einem Wolkenband, kommt der Anhöhe am Bergkamm verdächtig nahe, meistert aber auch diese als Kugel und um 01.45 Uhr hat sie den Tiefpunkt erreicht und wir sehen sie immer noch. Ein ergreifendes Erlebnis, das wir mit Wetterglück erleben durften. Gemäss Reiseführer geht die Sonne an dieser erhöhten Lage während einer Woche im Jahr nicht unter.

 

In den folgenden Tagen kehren wir über Fairbanks auf den Alaska HWY zurück, nächtigen meistens auf den einfach eingerichtet aber schön gelegenen staatlichen Campingplätzen in Alaska und Yukon, blicken nach relativ kurzen Wanderungen von den Anhöhen auf die Seenlandschaft mit Schwänen, Enten und Elchen mit ihrem Nachwuchs oder erhaschen einen Blick auf einen vorbeifliegenden Adler. Über Beaver Creek reisen wir wieder in Canada ein. Am Haines HWY wären der vom Wind gepeitschte Kathleen Lake sowie der tosende Million Dollar Fall besonders zu erwähnen. Danach durchfahren wir ein gewaltiges Hochplateau. Der Abstieg auf Meeresniveau ist umrahmt von Bergketten, die mit eindrücklichen Gletschern bestückt sind.

 

In Haines müssen wir zum Glück gut 24 Stunden auf das Fährschiff nach Skagway warten und wandern durch die üppige Regenwaldvegetation des Chilkat State Parks und können dabei auf der anderen Seite des Chilkat Inlet zwei grosse Gletscher bestaunen. Eindrücklich sind die steil ins Wasser fallenden Berge und die stiebenden Wasserfälle auf unserer Mini-Kreuzfährfahrt auf dem Lutak und Taiya Inlet.

 

Auf dem Südteil des Klondike HWY stossen wir auf die kleinste Wüste der Welt, die wir in einer halben Stunde durchwandert haben. Erwähnenswert ist ebenfalls der Emerald Lake mit seinem bekannten türkisfarbigen Wasser.

 

Bisher vorenthalten habe ich Euch, dass wir seit Beginn unserer Reise immer von Neuem mit Problemen mit unseren elektronischen Geräten konfrontiert werden. Wo viel Sonne ist, gibt es bekanntlich auch Schatten. An dieser Stelle daher einmal ein grosses Dankeschön an unseren Support zu Hause.