British Columbia unter der Rauchdecke und Vancouver Island

 

Tuu! Tuu! Tuu! Tuu! Jede halbe Minute ertönt das Nebelhorn des Lighthouses von Ucluelet von neuem. Da der Wind von Süden kommt, hören wir den Orientierungston seit der Ankunft bis zum Aufbruch der Tagestour am nächsten Morgen sehr markant, auch wenn unser Campingplatz rund 5 km entfernt liegt. Wohl nur noch die Freizeitboote sind an der wilden Pacific-Küste auf dieses Hilfsmittel angewiesen. Je nach Tidenstand liegen viele vorgelagerte Felsen entweder über oder eben knapp unter dem Wasserspiegel. Mit oder ohne Leuchtturm wohl keine leichte Aufgabe für die Kapitäne. Für uns ist dagegen das Einschlafen bei diesem uns fremden Ton eine Herausforderung. Am zweiten Abend hat der Wind gedreht und wir schlafen herrlich.

 

Nach unserem Ruhetag am Swan Creek waren wir im letzten halben Monat noch auf andere Weise gefordert. Über Coeur d’Alene kehren wir, voller Vorfreude auf die fruchtbaren Täler im Süden, nach Kanada zurück. Coeur d’Alene bietet schöne Parkanlagen und eine kurze, mit Blumen geschmückte Einkaufsmeile. Einen vergleichbaren Ort haben wir seit Quebec nicht mehr angetroffen.

 

Je näher wir Creston kommen, desto düsterer wird der Himmel. Nicht mehr einfach Dunst wie wir ihn seit Tagen immer wieder haben. Es riecht unverkennbar nach Rauch. Wo ist aber der Brandherd? Am Kootenay Pass fahren wir nochmals nahe an einem Brand vorbei. Aber weder die Sicht noch die Luft verbessert sich danach. In den folgenden Tagen brennen unsere Augen, kratzt der Hals und der Rauchgeschmack ist allgegenwärtig. Wir fahren von Ost nach West durch das südliche BC. Mit den Ausnahmen von einer Stunde rund um Princeton und dem Abend im Hope reisen wir entweder unter oder in der Rauchdecke. Die Sonne ist entweder als bleicher Scheinwerfer, als glutrote Kugel oder trotz bestem Wetterbericht gar nicht zu sehen. Um Keremeos sehen wir verschiedene aktive Brände an den Hängen. Wenn wir aber in der Rauchdecke fahren, sind Brände nicht sichtbar. Wie erkennt wohl die Feuerwehr, wo es brennt? Müssen die Wärmebildkameras einsetzten?

 

Die Felder der fruchtbaren Täler betrachten wir durch einen Rauchschleier und die Produkte davon an den vielen Direktvermarktungsständen entlang der Strasse. Von Hope fahren wir über Lilloeet nach Whistler, da wir uns nicht vorstellen können, dass auch diese Bergregion im Smoke versunken ist. Denkste! Bis Horseshoe Bay sehen wir keinen einzigen Berggipfel. Trotzdem floriert der Tourismus extrem. Es ist Samstag und wir kurven eine Stunde durch Whistler. Die gut in die Landschaft eingepassten Häuser mit ihren stilvoll gepflegten Gärten sehen wir nur vom Auto aus, denn wir finden keinen einzigen freien Parkplatz, um durch die Olympiastadt zu flanieren. Es hat Volk wie Sand am Meer. Sie treiben Sport in dieser Rauchküche, als ob die reinste Luft von den Berggipfeln wehen würde.

 

Die Situation mit dem Rauch, die vollen Campingplätze und der hektische Verkehr sowie der Dichtestress drücken unsere Stimmung.  Wir flüchten Richtung Vancouver Island. In Horseshoe Bay nehmen wir die Fähre nach Langdale und landen an der sogenannten Sunshine Coast. Letzteres trifft im Moment zwar nicht zu, aber trotz des Dunstes ist die Luft hier wesentlich besser. Das Leben in den Ansiedlungen, die lange Zeit von der Hippie-Bewegung geprägt wurde, scheint gemütlich und weniger hektisch zu sein. Trotzdem zieht es uns nach einem Ruhetag über Powell River nach Vancouver Island.

 

Von Campbell River, mit seinem blumengeschmückten Kai, fahren wir in den Strathcona PP. Welch ein Stimmungswechsel! Bereits am ersten Morgen weckt uns die Sonne am blauen Himmel. Während 3 Tagen unternehmen wir verschiedene Wanderungen unter den grossen alten Bäumen an eher kleine aber herrliche Wasserfälle.

 

Gemäss dem Wetterbericht können wir noch für wenige Tage mit gutem Wetter im Pacific Rim NP zwischen Ucluelet und Tofino rechnen. Entlang den glasklaren Taylor und Kennedy River gelangen wir an die eingangsbeschriebene Küste. An drei Tagen streifen wir an verschiedenen Stellen durch den Regenwald und die Strände des NP, spazieren an einem Tag zusätzlich durch Tofino mit seinem Botanischen Garten und an einem anderen auf dem Lighthouse Trail entlang der Küste von Ucluelet. Welch mystische Stimmungen, welch herrliche Ausblicke und welche Farbenspiele erleben wir an diesen sonnigen Tagen, da die Nebelschwaden vom Meer her unterschiedlich weit ins Landesinnere hineinschwappen oder sich wieder zurückziehen.

 

Aber nicht nur die Tage sind kürzer geworden, auch die Temperaturen sind herbstlich. Durch den Nebel und die hohe Luftfeuchtigkeit fühlt sich der Stoff des Aufstelldaches und gar die Schlafsäcke und Kleider ganz klamm an. Rund um Parksville verspricht das Wetter besser zu bleiben. Zudem steht mit dem Labour Day der Abschluss der Sommerferien und ein weiteres verlängertes Wochenende mit entsprechendem Andrang auf den Campgrounds an. Mit Glück finden wir am Englishman River Falls Campground, nur wenige Kilometer hinter der Strait of Georgia, einen schönen Standplatz für den angekündigten Abschluss der Reisehochsaison in Kanada und der USA.