Das Land der Canyons, Rocks, Arches, Windows und Needles

 

Welch eine Fülle an eindrücklichen Landschaften bietet der Staat Utah! Auf kleinstem Raum, mind. für amerikanische Verhältnisse, staunen wir fast täglich über neue imposante Formen und Farben in der Landschaft. Natürlich hängt dies auch mit der idealen Jahreszeit zusammen. Wir erleben in der zweiten Hälfte Oktober nicht nur den Indiansummer im Kleinformat, sondern das Weiss des ersten frischen Schnees, der die Kontraste der schon früher erwähnten Farbenpalette unterstützt.

 

Nach dem wir uns von den Red Cliffs verabschiedet haben, fahren wir durch den Zion NP um den Canyon nach einer kurzen Wanderung nochmals von ganz oben zu betrachten. Bei der Weiterfahrt entdecken wir neben dem Gelb der Aspen zum ersten Mal das Rot der Ahorn im Herbstkleid. An diesem Tag begegnen uns aber auch die Rocks im Red Canyon, die den vorangehenden in nichts nachstehen.

Morgenfrost

 

Am nächsten Morgen wollen wir, gegen unsere Gewohnheit, sobald es hell wird, das Morgenlicht im Bryce Canyon nutzen. Die dicke Eisschicht auf der Frontscheibe durchkreuzt unsere Pläne und macht uns einmal mehr klar, dass sich die Plateaus der Umgebung meistens zwischen 1500 und 2500 Meter über Meer befinden. Das Morgenlicht und der Schnee auf der sonnenabgewendeten Seite verzaubern die vielen Säulen im NP auch bei unserer verspäteten Ankunft. Auf unserer Wanderung durch diesen Säulenwald sehen wir viele skurrile Formen. Mit anderen Felsgebilden und Farben überzeugt uns der Kodachrome State Park, unser Standort. Wir wandern bis zur Cool Cave und begegnen dabei der »Ballerina» einem besonders eleganten Rock. Von den Anhöhen haben wir aber auch einen weiten Blick über das Weideland, auf der einen Seite bis zu den farbigen Felsen des Bryce Canyon.

 

Um den Arches und Canyonland NP zu erreichen, fahren wir durch die Canyon Landschaft und über die Höhenzüge des Grand Staircase-Escalante NM und den Capitol Reef NP. Von unserem Camping in Moab sehen wir die frisch verschneiten Berge der La Sal Mountains. Bei einer Rundfahrt am Fusse dieser Bergkette durchqueren wir innert kurzer Zeit verschiedene Klima- und Vegetationszonen, unter anderem auch Sommerweiden von Rindern und Aspenwälder, die das Laub vorsichtshalber schon vor einigen Wochen abgeworfen haben. Schon von ganz oben sehen wir sie und kommen ihnen bei diesem Ausflug immer näher: die Felswunder im Castel Valley, die vielen aus dem Western «Rio Grande» in Erinnerung sein dürften.

 

Im Arches NP wandern wir nicht nur zu den Felsbögen, sondern sehen die Windows und den Balanced Rock sowie die versteinerten Dunes. Einmal mehr sind wir froh, dass wir genügend Zeit haben, damit wir die meisten der sonderbaren Felsformationen beim idealen Tageslicht besichtigen können. So wandern wir an einem Abend zum Delicate Arch und brauchen für den letzten Teil des Rückweges die Stirnlampen, damit wir heil beim Büssli ankommen. Dass nicht nur Zeit, sondern auch Glück zum opimalen Verlauf gehört, dürfen wir an einem frühen Morgen erfahren. Der Wetterbericht hat strahlendes Herbstwetter angekündigt, der Mond erhellt die Nacht und wir richten den Wecker auf die Aufstehzeit des Anfangs Jahres noch nicht Pensionierten! Als der Wecker ab geht, ist es verdächtig dunkel. Wo ist der Mond? Leider ist er nicht hinter dem Bergrücken, sondern hinter Wolken verschwunden. Sind wir für die Katz so früh aufgestanden? Wir geben nicht auf, da im Osten noch ein schmales freies Band sichtbar ist! Weil die Wolken von Westen kommen, wird das Band immer dünner. Wer gewinnt den Wettlauf? Sie ahnen es, schon von der Einleitung her. Als wir beim Mesa Arch, im Canyonland NP, ankommen, stehen ca. weitere 30 Zuversichtliche davor. Die Anspannung ist greifbar. Eine Viertelstunde später erleuchtet die aufgehende Sonne die Innenseite des Bogens. Wie eine Erlösung ertönt das Klicken der vielen Fotoapparate. 10 Minuten später verschwindet die Sonne hinter dem Wolkenband und der Lichtzauber wird wie von einem Schalter abgestellt.

Mesa Arch

 

Canyonland ermöglicht uns, die Einschnitte in die Landschaft von Aussichtspunkten zu bestaunen. Einen besonderen Leckerbissen bietet dieser grosse NP an seinem Südeingang: die Needles. Da die Campgrounds in den NPs nach wie vor immer «Full» sind (die Einheimischen reservieren die Plätze Monate zum Voraus), steht unser mobiles Zuhause unter einer Eiche vor einem roten Felsrücken bei einem privaten Anbieter. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass man 6 bis 8 Std. wandern muss, um Mitten in diese Ansammlung von Nadeln zu gelangen. Für uns sind solche Leistungen kein Thema! Also nehmen wir zwei kleinere Wanderungen zu Canyons und Potholes unter die Füsse, bevor wir versuchen, beim Elephant Hill über die Gravelroad möglichst nahe an diese Needles zu kommen. Unsere Abenteuerlust wird belohnt. Auf der dreistündigen Wanderung erhaschen wir sogar einen Blick in den Chesler Park, dem Highlight dieser Sektion.

 

Die Natur ist dankbar und wir können den Regenguss, knapp neben der Schneefallgrenze, mit dem uns das Natural Bridges National Monument empfängt, wegstecken. Etwas mulmig wird uns dagegen schon, als wir lesen, dass der Moki Dugway, die Schotterpiste vom Hochplateau der Cedar Mesa in schmalen Kehren ins Valley of the Gods, nach Regen kritisch zum Fahren ist. Aber der Umweg ist gross, der Regen hat aufgehört und war nicht von langer Dauer und umkehren können wir notfalls immer noch. Der Ausblick von der oberen Kante in das unter den Wolken mystisch erscheinende Valley ist fantastisch. Zudem sehen wir, dass die Strasse gut unterhalten ist und der Regen aus ihr keine Schlammpiste gemacht hat. Wir wagen die Fahrt und kommen heil unten an. Im Goosenecks State Park können wir uns an diesem Abend von einem weiteren erlebnisreichen Tag erholen.

 

Am letzten Tag des Oktobers fahren wir durchs Monument Valley, einer gewaltigen Wüstenebene mit seinen berühmten Massiven, die auch Zeugenberge genannt werden. Der Park wird von den Navajo-Indianern verwaltet. Uns fällt auf, dass vor und nach diesem Park sehr viele Häuser und Wohnwagen verstreut in der Gegend errichtet, resp. abgestellt sind. Da uns diese Wohnform bisher nicht begegnet ist, vermuten wir, dass sie typisch für seine Bewohner ist.

 

Am Abend gelangen wir an den Lake Powell, einer Staustufe des Colorado Rivers. Ich verrate hier, dass wir dort einen weiteren Höhepunkt unserer Reise erleben. Wartet auf den nächsten Blog!