Der Weg an die Algarve
Sowohl Papier als auch die Elektronik sind nicht immer zuverlässig. Schon am ersten Tag verpassen wir dank der Elektronik den Campingplatz, der uns mit seiner Ruhe nach 900 km die notwendige Erholung schenken sollte. Einige Tage später warten wir dank einem veralteten Fahrplan nicht 10 sondern 50 Min. auf den Bus von Granada zu unserem Campingplatz zurück! Jammern auf hohem Niveau.
Wir sind vor 3.00 Uhr losgefahren, damit wir sowohl Zürich als auch Bern vor dem Morgenstau hinter uns haben. Erst nach dem Morgenessen an der La Côte stockt der Verkehr bis nach Genf. Durch den Jura steigen Nebel aus den Wasserläufen. Zusammen mit den morgendlichen Sonnenstrahlen das erste Feriengefühl. Trotz intensivem Lastwagenverkehr kommen wir zügig voran und in Valence erreichen wir die Vegetation des Südens. Kurz vor Nimes entdecken wir beim Mittagshalt eine riesige Sonnenuhr und auf dem Spaziergang zu ihr können wir nicht nur unsere steifen Glieder lockern, sondern treffen auf viele Frühlingsblüher.
Interessante Sonnenuhr
Eine Stunde später glauben wir einige Sekunden zu lang an unser Navigon. Es meldet die Autobahnausfahrt in einem Kilometer und wir haben soeben die erste Ausfahrt Richtung Montpellier hinter uns. Nur, weitere Ausfahrten gibt es auf diesem neuen Autobahnstück bis Sète nicht mehr, die alte Autobahn folgt uns parallel über Kilometer. Wir haben keine Chancen um zu wechseln und orientieren uns neu, da wir keine Lust haben, duzende Kilometer zurückzufahren. Lieber erfreuen wir uns an den golden blühenden Mimosen und Ginster.
Gut habe ich alternative Campingplätze vorbereitet und so ruhen wir uns kurz nach der Grenze in Spanien auf einem Platz mitten in der Natur aus. In den kommenden Tagen fahren wir bis nach Alicante dem Mittelmeer entlang. Wir besuchen die Burganlage von Sagunto, sehen auf unendliche Orangen- und Zitronenanlagen, bestaunen die felsigen Küsten vor Alicante bevor wir um Murcia durch das Gemüse- und Salatanbaugebiet fahren. Um Larco fühlen wir uns in die USA zurückversetzt. Trockene und ausgewaschene Flächen, verlassene Höfe und tiefe Gräben. Eine Landschaft wie wir sie im Südwesten der USA tagelang durchfahren haben. Hier verändert sich die Aussicht schneller. Bereits nach Velez-Rubin treffen wir auf Mandelbäume, die uns vor allem in höheren Lagen noch mit ihren Blüten erfreuen. Am Fusse der Sierra Nevada verbringen wir erholsame Nächte, schauen das Skigebiet von Spanien an und besuchen Granada mit der ehrwürdigen Alhambra.
Richtung Sevilla durchfahren wir das Olivengebiet Spaniens. Kilometerlang sind die Ebenen und Hügel bis an die Felsen mit Olivenhainen bepflanzt. Die Autobahn schlängelt sich abwechslungsreich durch die hügelige Landschaft. Sevilla selber sparen wir uns für eine spätere Reise auf und durchqueren gegen Huelva weitere Gemüsefelder, viele unter Plastiktunnels. Die imposante Autobahnbrücke über den Guadiana ermöglicht uns die Einreise in Portugal. Unübersehbar ist das Registrierterminal für die Autobahnmaut. Die Elektronik hat bereits unser Kennzeichen und wohl auch die Abmessungen des T6 erfasst. Wir müssen nur noch die Visakarte ins Terminal einführen und schon druckt das Gerät die Bestätigung unserer Anmeldung. Die Roboterstimme wünscht uns in mind. vier Sprachen eine gute Reise.
In Tavira können wir uns glücklich fühlen, dass wir auf dem Campingplatz für 4 Nächte einchecken können. Die wohl knapp 40 m2 grossen Parzellen sind vorwiegend von Snowbirds aus Grossbritannien und dem übrigen nördlichen Europa belegt. Bei herrlichem Sonnenschein spazieren wir am nächsten Tag in Pedras d’El Rei am Sandstrand der Ilha de Tavira. Der Ankerfriedhof, der unterschiedliche Wasserstand in der Lagune und der frische Orangensaft in der Strandbar bleiben uns in bester Erinnerung.
Affodill
Zum Abschluss unseres Besuches an der Ostalgarve machen wir unsere erste grössere Wanderung, im Nationalwald bei Odeleite. Während 5 Stunden wandern wir durch die Hügellandschaft im Hinterland und dem Ribeira da Foupana sowie dem Ribeira de Odeleite entlang. Der Uferbereich ist vom Schilf dominiert und die kleinstrukturierten Landwirtschaftsflächen kämpfen sowohl gegen das Schilf als auch gegen die Trockenheit. Die blühenden Zistrosen, der Lavendel, die Affodill und viele andere Blumen erfreuen uns auf diesem Rundweg. Neben den Ponderosa Pinien, die im lichten Wald vorherrschen, treffen wir entlang dem Barranco da Cavalo auf Eukalyptusbäume. Ein herrlicher Einstieg in die Wandersaison.
Finden wir wohl im Westen der Algarve freie Campingplätze, dass wir weitere schöne Wanderungen unternehmen können?