Die Schönheit der kleinen Nationalpärke

 

Den Jasper NP (Nationalpark) verlassen wir über den Icefield Parkway um unmittelbar im Banff NP anzukommen. Zum Glück folgen wir dem Rat des Reiseführers und schalten in Saskatchewan Crossing einen Abstecher an den Abraham Lake ein. Mit folgendem Ergebnis: eine erholsame Nacht ohne „Eisenbahn-Getröte“, ein weiteres grandioses Bergpanorama mit herrlichen Schneefeldern und als Zugabe die Präsentation des Dickhornschafbocks auf der Krete. Leider sind auch hier die schattigen Standplätze vergeben und so ziehen wir weiter.

 

An diesem Tag ist der Bow Lake mit seinen unterschiedlichen Farbspielen und der gleichnamige Gletscher mit dem Wasserfall der Höhepunkt und einen ausgiebigen Spaziergang wert. Da die Campingplätze in diesen grossen NP’s schon Monate im Voraus ausgebucht sind und die verbleibenden Overflowplätze nicht unseren Bedürfnissen entsprechen, verlassen wir Banff und seinen NP nach einem Stadtbummel und einem hervorragenden Abendessen am folgenden Morgen bei Sonnenaufgang. Durch den Kootenay NP gelangen wir nach Radium Hot Springs und somit an den Columbia River.

 

Eine Reise in der von uns geliebten Form fordert und geht mit der Zeit an die Substanz. Um unsere Auszeit in einer uns ansprechenden Landschaft zu geniessen, nehmen wir 30 km Schotterpiste unter die Räder und fahren zum Whiteswan Lake wo wir im White River Campground einen schönen Stellplatz finden. Hier hören wir nur das Rauschen des Baches, ab und zu ein Ton vom Nachbarplatz, wo sich jeden Tag andere Naturfreunde und Sportler niederlassen und ganz selten aber rund um die Uhr sowie ungeachtet ob es Sonn- oder Werktag ist, das Rumpeln eines Holztransportes, wenn er über die nahe Brücke donnert. Erholung pur!  Als sich die Vorräte zu Ende neigen, fühlen wir uns für neue Abenteuer gestärkt. Wir fahren in die Zivilisation zurück und der T6 bekommt, dank des nächtlichen Regenfalls, wieder für kurze Zeit eine graue Patina.

 

Tagsüber ist es nun auch bei uns 30°C und wärmer. In der Nacht liegen die Temperaturen unter 15° C – sehr angenehm. Nach dem Einkauf in Cranbrook und zwei Nächten am Wasa Lake (wir sind aber weiterhin in Kanada und nicht in Schweden), fahren wir durch das breite Tal des Columbia Rivers bis kurz vor Golden. Die breiten Schilfgürtel, die stehenden Gewässer, das Totholz, die Stangen sowie Plattformen für die Vögel und der ruhig dahingleitende Columbia River sind ein Paradies für die Vogel- sowie Insektenwelt.  Auf einem privaten RV-Park mit angegliedertem Gleitschirmzentrum schlagen wir unser Quartier auf, um den Yoho und den Glacier NP zu besuchen.

 

Im Yoho NP gefällt uns die Natural Bridge. Wir umwandern den Emerald Lake, lassen uns von der Gischt des Takakkaw Falls besprühen und am folgenden Tag steigen wir zu den Hoodoos am Westeingang des NP auf. Solche Sandsteintürme findet man zwar auch in Surava, im Wallis oder am Ritten im Südtirol. Die Wanderung zu ihnen durch die Wälder in verschiedenen Altersstufen und die Anzahl der Türme entschädigen uns für die verlorenen Schweisstropfen. Zwei unvergessliche Tage voller Höhepunkte.

 

Der Glacier NP ist wohl eher etwas für ganz Sportliche. Die Höhendifferenzen bei den Wanderungen übersteigen unser Leistungsvermögen, so begnügen wir uns mit einer Rundwanderung vom Illecillewaet Parkplatz aus. Bisher haben wir auf unserer Reise noch keine so grossen Baustellen wie hier am Trans-Canada-HWY und beim Besucherzentrum am Roger-Pass angetroffen. Durch die grossen Schneemengen und den langen Winter ist das Zeitfenster zur Erneuerung der Strassen sehr kurz.

 

Am folgenden Tag spazieren wir auf dem Giant Cedars und dem Skunk Cabbage Trail im Mount Revelstoke NP. Zwei kurze aber jeder auf seine Art herrliche Pfade. Da der Wetterbericht weiterhin sehr hohe Temperaturen in Aussicht stellt, beziehen wir am Nachmittag im Wadey Forestcampground am Revelstoke Lake einen schattigen Platz. Von hier aus besuchen wir in den folgenden Tagen die Umgebung, schreiben diese Zeilen und baden im 140 km langen Stausee.

 

«Kommt sie auch wieder oder vergisst sie sich ganz beim Fotografieren der Blumen? So kommen wir nie an den See!» – «Wo ist er schon wieder? Heute hat er wieder den 50-Meter-Voraus-Tag, wir sind doch nicht auf der Flucht!» Wir „Harmonischen“ sind auf dem Wanderweg zum Miller Lake. Eine 6 ½ stündige Wanderung vom öffentlichen Parkplatz aus (den kostenlosen Shuttle, der 2 Kilometer einspart, haben wir doch nicht nötig). Schon die Anfahrt auf dem Meadows in the Sky Parkway ist ein Erlebnis: 26 km lang, 16 Haarnadelkurven, auf hervorragendem Teerbelag immer leicht ansteigend. Gemäss Parkverwaltung durchquert er die Höhenstufen vom «Regenwald zum Schneewald bis zum kein Wald». Schade, dass der Dunst die Fernsicht behindert. Dafür ist der Wanderweg in einem ausgezeichneten Zustand, optimal angelegt, führt über Blumenwiesen in der Vollblüte, durch lichten Wald und über Steinschlaghalden. Der See liegt in einer Mulde auf knapp 1900m und spiegelt die verbliebenen Schneefelder und die Landschaft auf perfekte Weise. Auch wenn wir am Abend ziemlich geschafft sind: das war bisher die schönste Wanderung auf unserer Reise.