Unser südlichster Punkt:
der vielfältige Everglades Nat’l NP

 

Es wäre jammerschade, wenn wir das Projekt «Everglades» wegen des zu erwartenden subtropischen Klimas und den überfüllten Campingplätzen fallen gelassen hätten. Das schwüle Wetter macht uns an einigen Tagen schon etwas zu schaffen. Die von uns oft als Alternative gebuchten CG erweisen sich aber als wahre Schmuckstücke. Besonders der Burns Lake im Big Cypress Nat’l Preserve und der Kissimmee Prarie Preserve SP nördlich von Okeechobee treffen unseren Geschmack. Genügend Distanz zur Strasse, eher klein aber dafür genügend Abstand zum Nachbarn, rundum viel Natur und wie im Fall des Ersteren einfache Infrastruktur. Wunderbare Erholungsoasen um die Eindrücke der Reise setzen zu lassen.

 

Das ist besonders nach den erlebnisreichen Tagen im Everglades Nat’l NP wichtig. Am Anreisetag sind wir früh dran und obwohl der Reiseführer keinen Hotspot ankündigt, fahren wir im Westen des Parkes nach Everglades City. Beim Visitorcenter ist eine 1 ½ stündige Bootstour angekündigt. Der Kapitän und ein Ranger fahren mit uns auf der Indian Key Passage bis an den offenen Golf von Mexico. Sie machen uns auf die vielen Vögel aufmerksam, die hier noch für kurze Zeit das Winterquartier aufgeschlagen haben. Plötzlich ruft der Ranger dem Kapitän etwas zu und zeigt nach Westen ins Wasser und jener braust mit uns dorthin. Endlich sehen auch wir, die ersten Flossen von Delphinen, die das Wasser durchschneiden. Mehrere Tiere schwimmen verspielt durch einander und im Kreis, tauchen ab um an einer unerwarteten Stelle wieder aus dem Wasser zuspringen. Unser Boot verändert seine Position nur unwesentlich. Dann schickt uns der Kapitän ins Heck des Schiffes, startet den Motor und beginnt Schlangenlinien zu fahren. Beim Drittenmal folgen die Delphine der Gischt, springen in die Höhe, spielen mit den Wellen und es scheint, dass sie soviel Spass daran haben, wie wir an diesem herrlichen Schauspiel in der freien Natur. Für uns ein gelungener Auftakt.

 

Am nächsten Morgen fahren wir ans Ernest F. Coe Visitor Center und holen uns das Informationsmaterial (zum Teil auf Deutsch erhältlich), um den Besuch optimal zu gestalten. Unter dem Everglades Nat’l NP haben wir uns einfach Mangrovenwald mit den verschiedensten Tieren vorgestellt. Weit gefehlt! Der Park hat eine weitläufige Prärie mit einer Vielzahl von Blumen. Im Süsswasserbereich stehen die Sumpfcypressen, die gerade das frische feinblättrige Blattwerk austreiben. Nur wenige Kilometer weiter spazieren wir über einen Bordwalk durch dichten Dschungel neben dem grössten Mahogany der USA vorbei. Was raschelt denn da über uns? Im Hohllicht steht ein Uhu. Das Federkleid löst gerade den Flaum des Jungtieres ab.

 

Erst beim vierten Halt spazieren wir über einen Holzsteg zwischen verschiedenen Sorten von Mangroven durch. Der Steg, ursprünglich als Loop durch den Wald und mit Blick über den West Lake angelegt, wurde im Seebereich vom Hurrikan zerstört. Beim Flamingo CG erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Reise. Nun sehen wir auch, warum die Reservationsseite dieses Platzes im Moment nicht aktiviert ist. Überall werden Hurrikanschäden behoben und nur ein kleiner Teil des Platzes wird wohl für spontan Anreisende als Übernachtungsplatz offengehalten.

 

Als Krönung unseres Besuches spazieren wir den Anhinga Trail unweit des Haupteinganges. Hier stehen die Royal Palms in der gepflegten Anlage. Vom Trail aus können wir die frisch geschlüpften Anhinga in den Nestern beobachten. Im grossflächigen Seerosengewässer schwimmen Schildkröten, die verschiedensten Fische und sogar einer der zahlreichen Alligatoren zeigt uns endlich einmal die Schwimmkünste dieser sonst so trägen Tiere.

 

Erinnert ihr euch an unsere grosse Umfahrung im Osten von Kanada im letzten Mai wegen den überfluteten Brücken? Zum Abschluss des eindrücklichen und gut gefüllten Tages bietet uns die USA eine vergleichbare Zusatzrunde. Wir sind eine knappe halbe Stunde vor unserem Campingplatz. Die Gewitterwolken und die Abendsonne verwandeln die Landschaft in eine filmreife Kulisse. Erste kurze Regengüsse haben wir bereits durchfahren. Nun steht ein Sheriff mitten in der Strasse und eröffnet uns, dass die Strasse gesperrt ist. Wir müssen das ganze Big Cypress Nat’l Preserve vorwiegend in der Dunkelheit umfahren. Haben am Ende 200 km mehr auf den Tacho und treffen mit einer über zweistündigen Verspätung kurz vor 22.00 Uhr auf dem Campingplatz ein.

 

Die Tierwelt erfreut uns nicht nur in diesen Tagen. Sobald wir abseits der Ballungszentren sind, hören wir die Kojoten heulen, Eulen mit ihrem speziellen Ruf, am Morgen das vielstimmige Gezwitscher der Vögel sowie das Hämmern des Spechtes. Beim Verlassen der Prärie kreuzen 3 Seeottern mit ihrem glänzenden Fell blitzschnell unseren Weg. Keine Chance, sie zu fotografieren. Nicht zu vergessen die Krähen, unsere ständigen Begleiter auf der gesamten Reise. Wie oft haben sie uns mit ihrer Gabe, andere Tierstimmen nachzuahmen, schon auf falsche Fährten geleitet. Im Nachhinein bleibt uns dann nur noch an den Kopf zu greifen und darüber zu lachen, dass die schlauen Tiere uns ein weiteres Mal in die Irre geführt haben. Die vielfältige Blumenwelt des Frühlings lassen wir mit Fotos für sich sprechen.

 

An unseren letzten Tagen in Florida fahren wir neben Citrus Anlagen und durch lange Reihen von angesetzten Longleaf Pins hindurch, schwimmen im glasklaren Wasser des Alexander Springs, flanieren durch die Fussgängerzone von St. Augustine und hören das Glockenspiel im Stephen Foster Folk Culture Center SP. Kurz vor der Grenze zu Georgia wandern wir im Big Shoals Public Lands zu den Rapids des Suwannee Rivers, ein weiteres Meisterwerk der Limestones, neben den unzähligen Springs der Region.

 

Nun stehen wir in unserem ersten SP in Georgia. Gestern noch schweissgebadet im T’Shirt und heute haben wir klamme Finger, wobei das nicht daran hängt, dass wir nordwärts gefahren sind, sondern mit dem Wetterumbruch nach den sommerlichen Tagen der letzten Woche. In den nächsten Tagen tauchen wir in die Bergwelt der Appalachen ein.