Letzte Tage in den USA

 

Bereits ein Tag früher als angekündigt, trifft das Ersatzteil in der VW Garage in Chattanooga ein. Per E-Mail werden wir orientiert und fahren am 18. April kurz nach der Arbeitsaufnahme bei der Servicestelle vor. Zum Glück haben wir am Vortag bereits mit dem Aussortieren der Gegenstände begonnen, die wir nicht nach Europa zurücknehmen. So überlassen wir die leere Gasflasche und weitere nichteuropakompatible Gegenstände Mike und Steven, unseren Helfern in der Not. Im Gegenzug bekommen wir mehr Luft in unserem Gefährt.

 

Unsere Gelassenheit wird an diesem Tag arg gefordert. Gelingt die Reparatur? Wo übernachten wir, wenn die Garage mehr als einen Tag benötigt? Wann entscheiden wir uns für eine Überführung des Fahrzeuges nach Baltimore? Wir sitzen in der bequemen Lounge der Garage. Am Anfang beschäftigen wir uns noch mit dem Blog 24, bringen unsere elektronischen Teile auf Vordermann und lesen. Andere Kunden kommen und gehen, wir bleiben, warten und die Anspannung steigt. Die Ablenkung gelingt immer weniger. Nach 6 Std. erlöst uns Herr Perry, der Service Manager, mit der Nachricht, dass ein VW-Programmierer die letzten Hürden genommen hat und unser T6 fahrbereit vor der Türe steht. Juuuupppppiiii!

 

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Mitarbeitern der «Village Volkswagen of Chattanooga» für die hilfsbereite Unterstützung während dieser schwierigen Zeit bedanken. Ein grosses Dankeschön geht auch an Herrn Fröhlich, vom Autohaus Illig in Münsingen Deutschland. Er hat der Garage in Chattanooga die notwendigen Hinweise geliefert, damit diese die Hürden durch die unterschiedliche Bauweise der europäischen und amerikanischen Modelle überwinden konnten.

 

Letztes mal Cloudland

 

Wir kehren für eine letzte Nacht in den Cloudland Canyon SP zurück. Eine sehr aktive Regenfront mit Zentrum über dem Great Smoky Mountain NP lässt die Flüsse im Grossraum Virginia, Tennessee und North Carolina ansteigen. So sind wir nicht erstaunt, dass auch unser zweiter Versuch im Elkmont CG zu übernachten, buchstäblich ins Wasser fällt. Als Ersatz dürfen wir einen Platz im Cades Cove CG des NP beziehen und wandern während einer Regenpause auf dem sehr gut unterhaltenen und abwechslungsreichen Wanderweg an den Abraham Fall. Dass wir auf dem Rückweg doch noch nass werden, stecken wir in Anbetracht der mystischen Landschaft locker weg

 

Da die Bergrücken weiter hinter Wolken versteckt sind und wir gerne ein gutes Stück gegen Baltimore vorrücken möchten, wählen wir am nächsten Tag die Autobahn statt kurvige Strassen durch die Smoky Mt. respektive über den ersten Teil des Blue Ridge Parkway. Auf letzteren zweigen wir bei der Mile 230 ein und müssen feststellen, dass die Infrastruktur des NP noch geschlossen ist. Trotzdem finden wir beim Music Center eine angenehme Wanderung durch den lichten Wald, können dank den wenigen Fahrzeugen spontane Fotostopps einlegen und am Abend stehen wir im Chantilly Farm CG ganz allein auf einer grossen Wiese. Während des Abendessens geniessen wir die Panoramasicht und am Morgen beeindruckt uns der Sonnenaufgang, den wir dank dem Frontfenster im Aufstelldach direkt vom Bett aus erleben dürfen.

Bei der Weiterfahrt wechseln wir beim Auf und Ab der Strasse immer wieder zwischen dem Grünen der bereits ausgetriebenen und der ungehinderten Sicht durch die noch kahlen Bäume in der Höhe. Für den Besuch der imposanten Natural Bridge verlassen wir kurz den Parkway und später machen wir dasselbe auf der Skyline Drive des Shenandoah NP, um die attraktive Lurey Cavern nicht zu verpassen. Die aktive Tropfsteinhöhle überzeugt mit ihrer grossen Vielfalt an Formationen. Die letzten Nächte in einem amerikanischen Nationalpark verbringen wir auf dem Big Meadows CG. Der Shenandoah NP ist ein wahres Wanderparadies. Man muss ja nicht gerade den Appalachian Trail in seiner ganzen Länge in Angriff nehmen. Wir erfreuen uns an den klaren Wasserläufen zwischen den moosbedeckten Steinen beim Besuch des Lewis Fall und auf der 5 ½ stündigen Wanderung des Cedar Run-Whiteoak Circiut Hike treffen wir auf nicht weniger als 9 Wasserfälle, ein toller Abschluss in der uns immer wieder überraschenden Natur der USA.

 

Natural Bridge

 

Die letzten vier Tage in Übersee verbringen wir zwischen Washington DC und Baltimore. In Washington DC schlendern wir über die grünen Rasenflächen bis zum Weissen Haus und zum Capitol. In Georgtown kaufen wir die letzten Mitbringsel für unsere Lieben zu Hause und bestaunen die Vielfalt an unterschiedlichen Gebäuden in diesem Viertel. Baltimore überblicken wir vom Federal Hill, besuchen Museen und geniessen frisch zubereitete Gerichte in den Restaurants, denn unsere Vorräte sind aufgebraucht und der T6 ist für die Verschiffung gerüstet. Zusammen mit dem Sprinter von Evi und Martin Tschupp stellen wir unseren T6 in den Hafen, wo nun unsere rollenden Wohnungen der vergangenen 12 Monate auf das Schiff nach Hamburg warten.

 

Neben dem kulturellen Abschlussprogramm und dem Aussortieren der Gegenstände im VW blicken wir täglich besorgt auf das Wetter App auf dem iPhone. Genau auf unseren Abflugtermin meldet es beharrlich ein Gewitter. Während das Wetter seit Wochen immer besser ausfällt als angekündigt, verändert sich die Vorhersage für den Donnerstagabend nicht. Evi und Martin erleichtern uns die letzten Stunden in der USA mit ihrem Mietwagen enorm und fahren zum Glück mit uns auf den Flughafen. Das heftige Gewitter entleert sich genau zu unserer Ankunftszeit über dem Gebiet und mit der geplanten Anreise per ÖV wären wir pudelnass geworden. Vielen Dank an diese beiden guten Seelen. Dass der Flug wegen der Gewitterfront erst mit 5/4 Std. Verspätung startet und in Kloten landet, ist für das Willkommensteam lästig, wir dagegen geniessen den relativ ruhigen Flug und sind dankbar, dass wir keine Gewitterfront durchfliegen müssen.

 

Seither bemühen wir uns, mit dem schweizerischen Alltag zurecht zu kommen. Wir müssen uns wieder an den vielen Platz im Haus gewöhnen und die Zeitumstellung macht uns zu schaffen. Im Gegenzug geniessen wir die grossen Betten und sind glücklich, dass wir alle unsere Lieben gesund und munter angetroffen haben und sie in die Arme schliessen konnten. Wir sind unendlich dankbar, dass wir diese grandiose Reise erleben durften. Die Erinnerungen an die vielen Begegnungen während des ganzen Jahres und die interessanten Landschaftsbilder werden uns in die Zukunft begleiten.

 

Liebe Leser, nehmt Eure Träume ebenfalls in Angriff und schiebt sie nicht zu lange auf. Es lohnt sich! Ihr habt ja miterlebt, Reisepläne können angepasst werden. Die bereichernden Erlebnisse bleiben Euch für immer erhalten. Wir wünschen Euch viel Vergnügen, Spass und wenn nötig etwas Durchhaltewille.