Michael (Mike), unser Champion-Camp-Host

 

Hat uns jemand die Box mit den Wandersachen geklaut? So ein Sch….! Ist der Wurm nun tagtäglich in unserem Reiseprogramm? Wir sind soeben im Cloudland Canyon SP angekommen, haben bei der Auswahl des Standplatzes wie immer unsere Box deponiert und sind zum Empfang zurückgekehrt. Jetzt ist der Tisch leer!!!! Am Ende der Loop habe ich ein Fahrzeug der Parkverwaltung abfahren gesehen, also nochmals zurück zur Anmeldung. Auf dem Weg kommt uns der Elektrocaddy des Camp-Host entgegen und auf dem Brüggli liegt unsere Box. Der nimmt’s aber sehr genau! Wir fangen den Host beim Eingang des Campings ab und so lernen wir Mike kennen.

 

Doch alles schön der Reihe nach. Die Landschaft in Georgia ändert sich entlang der 441 im Süden kaum. Weiterhin sind Sumpflandschaften und Wälder mit Palmetta vorherrschend. Als erste Kulturen begegnen wir riesigen Beerenanlagen, die zwischen den Wäldern auftauchen. Später wird das Gelände hügeliger, zuerst fehlen die Sümpfe und später auch die Palmettas. Dafür stehen Weidebeef im Grünen, kurz einige Milchfarmen, dann wieder Wälder und Weiden.

 

In Madison, der Perle des Antebellum Trail, spazieren wir zwischen den gepflegten Herrschaftshäuser hindurch. Wohl keine ganz billige Angelegenheit, die alten Häuser mit diesen schönen Gartenanlagen zu unterhalten. Ob es wohl Beiträge vom Heimatschutz gibt?

 

Auf der Weiterfahrt sehen wir die ersten Berge in der Ferne. Das Grün an den Bäumen wird immer weniger und am Abend stellen wir unseren T6 auf 1000 m. ü. M. auf den Black Rock Mountain SP CG. Wir haben die Berge und Täler in den letzten Wochen vermisst und nehmen die kühlen Temperaturen gerne in Kauf. Am folgenden Tag wandern wir durch den lichten Wald, begegnen aber immer wieder Rhododendron voller Knospen. Die Büsche bilden gelegentlich einen Wald im Wald. Welch eine Blütenpracht, wenn die zu blühen beginnen. Das Reisetempo wieder etwas drosseln, dass wir dem Frühling und der Blust nicht vorausfahren! Wohl kein guter Gedanke, die Technik setzt ihn am folgenden Tag unverzüglich und unangenehm heftig um!

 

Bei der Wegfahrt vom Camping leuchtet die erste Lampe auf: «das Abgassystem funktioniert nicht ordentlich, vom Fachbetrieb überprüfen lassen». Der Fachbetrieb, sprich die nächste VW-Garage, ist 3 Std. entfernt. Auf dem Weg nach Chattanooga folgen weitere zwei Meldungen. Die wunderbare Landschaft, die wir durchfahren, können wir bei dieser Anspannung nicht geniessen. Natürlich ist es Freitag und wir sind um 15.45 Uhr sehr erleichtert, als wir die Garage erreichen. Die Angestellten finden das verständlicherweise so kurz vor dem Feierabend weniger toll. Erst recht, als sie realisieren, dass die Software für die Fehlermeldungen im Originalprogramm nicht vorhanden ist. Wir sind dankbar, dass wir auf dem Gelände stehen bleiben dürfen, denn auch die Fachangestellten empfehlen uns, den Motor bis zur Fehlerdiagnose nicht abzuschalten, wie es das Handbuch auch empfiehlt. Erst nach dem entsprechenden Hinweis des Service Managers realisieren wir, dass die VW-Modelle in Europa und in der USA nicht baugleich sind. Der Service für europäische Modelle und erst recht für solche, die in der USA nicht angeboten werden, ist nicht gewährleistet.

 

Zum Glück arbeitet ein Teil des Personals im Autohaus Illig in Münsingen am Samstagvormittag. Dieser Betrieb liefert die leeren Fahrzeuge an Werz, unserem Ausbauer. Unkompliziert und ungeachtet der Freizeit helfen sie uns, machen eine Ferndiagnose auf Grund der Meldungen vom örtlichen Fachbetrieb und liefern diesem einen Lösungsvorschlag auf Englisch mit den dazugehörigen Ersatzteilnummern. Sie geben uns auch grünes Licht, um den Motor gefahrlos abzustellen.

 

Nachdem wir am Samstag den fehlenden Schlaf auf Grund der Aufregung des Vortages nachgeholt haben, schlendern wir am Sonntag durch die City von Chattanooga, eine aufstrebende Stadt mit vielen schönen Neu- und Altbauten, einer langen Fussgängerbrücke über den Tennessee River und dem schmucken Bluff View District.

 

Am Montag bestellt die Garage die Ersatzteile und wir fahren in den eingangserwähnten SP. Seither warten wir auf die Lieferung des Sensors für den Partikelfilter, der in Europa angefordert werden musste. Nach letzten Informationen sollte er am 19. April in Chattanooga eintreffen.

 

 

Wir erleben in dieser Zeit das Austreiben der Blätter und Blüten in diesem SP über dem Lookout Valley. Wir entspannen uns bei den Wanderungen an die 4 Wasserfälle im Park. Das Rauschen der Bäche trägt das seine dazu bei, dass wir die aktuelle Situation möglichst unserem Gefühl entsprechend überdenken. Wir beide kommen zum Schluss, dass unser Reisekorb voll von einmaligen Bildern und Erlebnissen ist und ein Abschluss der Reise in Baltimore 365 Tage nach unserer Einfuhr des T6 in Halifax angepasst ist.

 

Zum Glück haben wir auch in diesem Park gutes Netz und so können wir die Rückverschiffung, die Frachtversicherung und den Flug organisieren. Trotz unserem kurzfristigen Entscheid gelingen die Buchungen auf elektronischem Weg. Wir sind froh, dass auf der Gegenseite Profis am Werk sind (Seabridge, Mannheimer und Globetrotter).

 

Dass unsere Stimmung trotzdem ab und zu am Boden ist und die Nerven überstrapaziert werden, liegt an der Ungewissheit, ob die Reparatur rechtzeitig glückt. In diesen Momenten kommt dann eben unser Champion-Camp-Host Mike ins Spiel. Er schaut vorbei, erkundigt sich nach dem aktuellen Stand und ermuntert uns an unserem Tiefpunkt, umgehend den Aufenthalt im SP zu verlängern. Er hilft uns bei der Annullierung der Verlängerung der Fahrzeugversicherung, die wir einen Tag vor dem Motorenschaden abgeschlossen haben. Fährt in die Ranger-Station um ein Formular auszudrucken und greift zu seinem Telefon, um mit der Agentin Details zu klären. Beim Notfall-Szenario, dass eine Überführung des T6 nach Baltimore nötig wird, sucht er nicht nur im Internet nach den Fahrzeugen, die dafür bei U-Haul gemietet werden könnten. Er lässt sich bei seinem nächsten Einkauf in Trenton vom Anbieter gleich bestätigen, dass die Vermietung auch an Europäer, sofern Pass und Visa-Karte vorhanden sind, kein Problem sind. Die Einsparung um den Faktor 3, gegenüber der Fremdüberführung, die uns die Garage als Lösung angedacht hat, lässt sich sehen.

 

Mike+Steven, Camp-Hosts

 

Wir haben die grosse Mehrheit der Nordamerikaner auf unserer ganzen Reise als sehr offene, interessierte, kontaktfreudige und hilfsbereite Mitmenschen kennen gelernt. Mike ist für uns das Tüpfchen auf dem i.

 

Wie unser Abenteuer seinen Abschluss findet, schreibe ich wohl in Fürstenau.