New Orleans: Raddampfer, Jazz, Mardi Grass, Hurrikan Katrina

 

Louisiana begrüsst uns mit der schönsten Raststätte, die wir bisher auf unserer Reise angetroffen haben. Die neuen Gebäude auf Stelzen über dem Wasser sind wohl erst kürzlich eingeweiht worden, stimmen uns aber perfekt auf die Landschaft ein, die wir in den folgenden Tagen durchfahren. Wieder nächtigen wir mit Ausnahme von New Orleans auf den State Parks und diese bieten ihren Gästen sogar Laundies, die im Übernachtungspreis inbegriffen sind. Im Lake Fausse Pointe SP haben wir zu unserem Stellplatz noch eine persönliche Plattform über dem Borrow Pit Canal. Da ist es fast unanständig, dass wir keine Fischer sind.

 

Von diesem Standort aus besuchen wir in der Nähe von New Iberia den Rip van Winkle Garden. Die Kamelien stehen in voller Blüte und die Pfauen stolzieren durch die herrschaftliche Anlage. Im angegliederten Café geniessen wir unsere erste, aber nicht einzige, Gumbo, schmeckt köstlich und passt zum eher kühlen Wetter des Tages.

 

Nach den ersten Begegnungen mit den dahindösenden Alligatoren haben wir uns gefragt, warum sich ein Unihockeyclub so nennt. Bei unserem Spaziergang im Tickfaw SP wird uns die Antwort präsentiert. Auch dieser SP befindet sich mitten in der Bayou, der unendlichen Wasserlandschaft rund um das Mississippi Delta. Der heutige Spaziergang beginnt auf einem längeren Holzsteg über die Sumpflandschaft. Zuerst leuchten zwischen den Bäumen drei grosse Panzer von Schildkröten im Sonnenlicht. Leider zu weit entfernt für ein gutes Bild. Bald darauf kommen wir an den Tickfaw River und müssen feststellen, dass hier nicht alle Schlangen im Winterschlaf liegen. Über mehrere Äste ausgestreckt verdaut eine Schlage im Sonnenlicht ihre Mahlzeit. Die dicke Ausstülpung im ersten Drittel ihres Leibes, lässt keine Zweifel offen. Unsere Sinne sind durch diesen Anblick geschärft, um so mehr als von nun an, der Wanderweg nicht mehr über den vermeintlich sicheren Steg führt, sondern sich dem Flussufer entlang windet. Wir entdecken weitere Schildkröten, die sich zur Sicherheit ins Wasser fallen lassen und von denen wir allenfalls noch die kleinen Köpfe über dem Wasserspiegel sehen. Endlich erblicken wir durch den Feldstecher die langerwarteten Alligatoren. Der eine liegt direkt am Ufer. Der andere, unmittelbar neben ihm, hat seinen Kopf auf einem Baumstamm abgelegt, der in den Fluss hinausragt. Wir nähern uns schrittweise und machen die ersten Fotos. Sicher ist sicher! Plitsch, Platsch und der Baumstamm ist verlassen. Keines von uns hat den blitzschnellen Abgang des Tieres beobachtet. Erst in der Mitte des Flusses sehen wir die Augen des Alligators wieder. Bei diesem Tempo möchte ich keinem ausgehungerten Raubtier begegnen. Sein Kollege dagegen sieht in uns keine Gefahr und döst ruhig weiter. Dafür haben meine Wanderschuhe genug Steine und Wasser gespürt. Auf den letzten Metern lösen sich die Sohlen mit dem abgelaufenen Profil vom übrigen Schuh und so trennen sich unsere Wege.

 

Wer kennt die Geschichte von Onkel Toms Hütte? Auf der Oak Alley Plantation kann nicht nur das Herrschaftshaus und die Allee mit ihren 300jährigen Eichen, sondern auch die Hütten der Sklaven besichtigt werden. Warum gibt es auf der Erde immer wieder diese Ausbeutung von Menschen durch solche, die sich dazu berechtigt fühlen? Hier ist die Unterdrückung zum Glück in der damaligen extremen Form beendet!

 

Ja, und dann befinden sich die Landeier plötzlich in den weitläufigen Gassen von New Orleans. Die Häuser sind bereits auf Mardi Grass getrimmt, die Strassenkünstler allgegenwärtig, die Gassen voller Menschen und die Musik in allen Stilrichtungen unüberhörbar. Während der Raddampferfahrt das obligate Jazzkonzert. Die Orientierung in der alten Strassenbahn ist fast unmöglich. Dank den liebenswürdigen Menschen finden wir trotzdem wieder auf den Campingplatz zurück. Mit dem ÖV sind wir einfach 3 Mal solange unterwegs wie mit einem Taxi. Aufschlussreich ist auch der Film über den Hurrikan Katrina, den wir im I-Max anschauen. Die geleistete Wiederaufbauarbeit und der Durchhaltewille der Menschen beeindruckt uns, denn das nächste Unwetter kommt früher oder später und ob die getroffenen Massnahmen genügen, wird sich erst dann zeigen.

 

Nach den intensiven Tagen in der Stadt verlassen wir Louisiana, fahren die wenigen Meilen durch den Staat Mississippi und besuchen südlich von Mobile noch den Bellingrath Garden. Die Kamelien sind in diesem Garten gerade am Verblühen. Dafür bestaunen wir die fantasievollen Kombinationen von Blumen – Kräutern – Gemüse. Der Spaziergang unter den alten Bäumen ist ein wohltuendes Kontrastprogramm zum pulsierenden Stadtbesuch und zur Fahrt auf der Autobahn.

 

Was uns Florida bietet, könnt ihr im nächsten Blog lesen.