Seehunde lieben Rock and Roll

 

Das Wochenende über den Labour Day verfliegt im Nu. Farmer Market, Strandspaziergang, Wanderung am Englishmen River Fall, Kontakt pflegen via WhatsApp und anderen elektronischen Hilfsmitteln. Am Montagmorgen trauen wir unseren Augen kaum, der zuvor bis auf den letzten Platz gefüllte Campgroud ist bis auf 4 Plätze plötzlich leer; unglaublich, dieser markante Saisonschluss.

 

Kanada verabschiedet sich für dieses Jahr von uns mit zwei eindrücklichen Tagen. Am ersten fahren wir die Pacific Marine Circle Route. Wir sind der Frau auf dem Visitor Zentrum in Chemainus für diesen Tipp aus mindestens drei Gründen dankbar:
– das grüne Wasser im Harris Creek Canyon,
– unsere erste Walbeobachtung in der Fuca Strait und
– die Potholes hinter Sooke.

Am nächsten Tag bietet Butchert Gardens eine sagenhaft vielfältige Blütenpracht. Wir geniessen den Tag in der von Fachleuten perfekt bepflanzten Anlage als Kontrastpunkt zu den von uns sonst so geliebten wilden Naturlandschaften.
Kanada wir kommen wieder!

 

 

Am folgenden Tag empfängt uns die USA mit der gewaltigen Bergkulisse am Hurrican Ridge. Obwohl der Dunst die Fernsicht einschränkt, erkennen wir den vergletscherten Mount Olympus, unzählige andere Gipfel und als Gegensatz die Strait of Juan de Fuca mit Victoria auf der kanadischen Seite. Wo sieht man vom gleichen Standort in den ewigen Schnee und gleichzeitig auf den Meeresarm? Wir können uns kaum trennen vom Abendlicht und der Ruhe am Picknickplatz am Ende der Fahrstrasse.

 

Die Landschaftswechsel folgen in den kommenden Tagen Schlag auf Schlag. Im Olympic Park an der Pacific Küste nochmals gewaltige Baumriesen, Berge von Schwemmholz in den Meeresbuchten und schroffe Felsküsten. Weiter im Süden Sandstrände mit lang ausrollender Brandung, unmittelbar danach wieder hohe Steilküsten und später beginnen die sich über 60 km erstreckenden Oregon Dunes. Einmal ein kurzer Stopp, das andere Mal eine mehrstündige Wanderung. Das Programm könnte nicht vielfältiger sein.

 

Aber warum diese Überschrift?
Keine Angst, es folgt keine wissenschaftliche Abhandlung und ob die Aussage stimmt, darf bezweifelt werden. Wir stehen auf dem Parkplatz des Yakquina Lighthouse und sehen hunderte von Seevögel auf den vorgelagerten Felsen. Die Flut hat eingesetzt. Als wir die Treppe in die Bucht hinuntersteigen, hören wir das Geräusch von rollenden Steinen. Die Brandung bewegt die schwarzen, relativ grossen und kugelrunden Kiesel ununterbrochen den Strand hinauf und sie rollen mit jeder Gegenbewegung zurück. Rock and Roll!
Ein Felsenband ist abgeflacht und nur vereinzelte Kormorane und andere Seevögel bewegen sich darauf. Dafür liegen zahlreiche Seehunde faul auf den Felsplatten und sonnen sich. Das steigende Wasser stört ihre Ruhe immer mehr und so lassen sie sich ins Wasser fallen. Sie tauchen ab, lassen sich von der starken Brandung hin und her treiben, schwimmen ganz nahe ans Ufer und beäugen uns Besucher mit aus dem Wasser erhobenem Kopf. Wir haben das Gefühl, dass sie sich sehr wohl fühlen, suchen sie doch gerade die Unruhe beim Zusammentreffen von zwei gegensätzlich verlaufenden Wellen und die Nähe zu den Rock and Roll. Lange betrachten wir ihr Treiben in dieser Bucht.

 

Etwas weiter von der Küste entfernt, beobachten wir erneut Wale und am nächsten Tag schauen wir Seelöwen beim Rangeln zu. Ihr tiefes Brüllen ist mit dem Bellen von jagenden Hunden vergleichbar. An diesen Stränden werden auch die Sammelgeister bei Käthi geweckt. Da wir wohl wegen der Trockenheit weder Heubeeren noch Pilze angetroffen haben, konzentriert sie sich auf die Vielzahl von Muschelarten. Daraus wird zu Hause in einem grossen Glas ein selbstkreiertes Erinnerungsstück entstehen.