September 2019, intensive Landwirtschaft am Polarkreis

 

Qualitative Outdoor-Bekleidung ist klimabedingt im Norden Europas ein wichtiges Thema. Auf unserer Rundreise treffen wir zwei Mal auf Outlet-Läden mit verlockendem Sortiment. Bei Lunghags in Järpen freut uns natürlich ganz besonders, dass er für seine Wanderhosen Schöellerstoffe verwendet, die in Sevelen im St. Galler Rheintal entwickelt werden. Rund 10 Tage später besuchen wir den Laden mit dem Fuchs als Markenzeichen, Fjällraven in Örnsköldsvik.

 

Doch vorher rollen wir weiter nordwärts, resp. nach einer kurzen Schlaufe über Norwegen übernachten wir direkt am See in Gäddede. Von dort kehren wir wieder auf die E45 zurück. Erstaunt sind wir, wie sich der Strassenbelag unmittelbar nach der Überquerung der Grenze zu Lappland positiv verbessert. In Sorsele sind die Auswanderer von der Schweiz unübersehbar. Wir übernachten auf zwei verschiedenen Campingplätzen, die von Landsleuten betrieben werden. In der Touristeninformation erhalten wir die Tipps auf Mundart von einer Frau die ausserhalb des Dorfes eine Husky-Farm betreibt. Ganz lecker ist, dass sich die Bäckerei in Schweizerhänden befindet, so geniessen wir ein Zmorgen mit Gipfeli und Weggli. Neben der Besichtigung des Kartoffelbergs in Ammarnäs (ein Pyramidenhügel an dem jede Familie nebeneinander den eigenen Kartoffelacker pflegt) können wir auf halber Strecke wieder einmal eine Wanderung zu einem Wasserfall machen. Dank dem steilen Schlussaufstieg geniessen wir am Ziel eine grossartige Aussicht über die waldreiche Umgebung mit dem langgezogenen See.

 

Kurz bevor wir den Polarkreis zum ersten Mal überqueren, staunen wir über die Wassermassen des Störfosen. Das Tosen begleitet uns auf den perfekt angelegten Wanderwegen, die den Besuch der grössten Stromschnellen Skandinaviens in sichere Bahnen leitet.

Störfosen

 

Gut haben wir am Vorabend Jokkmokk erreicht. In der Nacht glitzern noch die Sterne über dem See und vom gegenüberliegenden Ufer hören wir das Bellen/Heulen der Huskys. Am frühen Morgen ist über den Nebelschwaden des Sees im Osten nur noch ein helles Band sichtbar und wenig später setzt der für den heutigen Tag angekündigte Dauerregen bei kühlen 8°C ein.  Wir verziehen uns in die warmen Räume des Aitte-Museums. Dank dem deutschsprachigen Audio-Guide vergessen wir die Zeit und erfahren viel Interessantes über das Leben der Sami. Zum Abschluss unseres Besuches mundet uns vor allem das Menü mit dem leicht geräucherten Rentiergeschnetzelten im angegliederten Restaurant köstlich. Schon lange suchen wir ein Tischlein, das zu unseren klappbaren Helinox-Stühlen passt und wenig Platz beansprucht. In einem Shop mit Sami-Design finden wir das passende Stück und damit ein Andenken, das uns wohl lange an unseren Aufenthalt in dieser Stadt jenseits des Polarkreises erinnert.

 

Am folgenden Tag fahren wir nochmals an die Bergketten Richtung Norwegen, um das Laponia Naturum im gleichnamigen Nationalpark zu besuchen. In ganz Schweden sind unter der Bezeichnung «Naturum» Informationszentren erstellt worden. In diesen Ausstellungen erfahren die Besucher von Fachleuten und mit Schautafeln sowie Büchern wertvolles über die wissenschaftlichen Besonderheiten der Region.

Durch den farbigen Herbstwald mit Birken, Kiefern und Fichten sowie durch das Buschwerk der Tundra erreichen wir in Vittangi den nördlichsten Punkt auf dieser Reise. Aus der Beobachtung der Nordlichter in Abisko wird nichts, da die geführte Tour abgesagt wurde und der Wetterbericht für die kommenden Tage keine optimalen Bedingungen in Aussicht stellt. Zudem ist der Campingplatz in der näheren Umgebung seit Ende August geschlossen. Dafür können wir durch das Fenster des Restaurants den Felchen-Fischern am Kukkolaforsen bei ihrer Arbeit mit den langen Keschern zusehen. Die Fische werden umgehend vor Ort geräuchert. Wir geniessen während dem Schauspiel ein reichhaltiges Sonntagsbüffet mit den landesüblichen Köstlichkeiten.

 

Vorher haben wir in Juoksengi den Polarkreis verlassen. Wie staunen wir ab den grossen Kartoffelfeldern und dem Gemüseanbau an diesem Ort. Welch krasser Gegensatz zur Region des Arctic Circle im Nordwesten von Kanada und Alaska. Dort weiden höchstens die Rentiere in der Tundra und hier wird intensive Landwirtschaft betrieben. Hier muss lokal ein besonderes Klima sein, da wir nicht das Gefühl haben, dass die Kulturen nur als Sehenswürdigkeit angepflanzt werden. Am Abend nächtigen wir bereits am nördlichsten Punkt des Bottnischen Meerbusens in Ränea.

 

Auf einen weiteren Höhepunkt treffen wir in Gammelstads Kirchstadt. Ein älterer Herr informiert uns über die historische Bedeutung dieser schmucken Kirche mit seiner eindrücklichen Orgel und den rundherum angelegten gedrungenen Häuschen. Letztere dienten den Kirchgängern als Unterkunft während den Kirchfesten, da die weite Anreise mit den Pferden von den verstreuten Höfen eine Rückkehr am gleichen Tag verunmöglichte. Als Kontrastpunkt balancieren wir über die grossen Steinfelder im Naturreservat Bjuröklupp und lassen vom Leuchtturm aus, den Ausblick auf die Küste auf uns wirken.

 

 

Slättdalsskrevan

Die faszinierende Schärenlandschaft mit ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen geniessen wir an den kommenden Tagen auf unseren Wanderungen durch den Nationalpark Skuleskogen. Durch den Nebel zeigt der Urwald, die Moorlandschaft und die vom Gletscher abgeschliffenen Felsformationen ihre mystische Seite. Bei strahlendem Sonnenschein können wir uns kaum satt sehen von der Inselwelt entlang der Küste. Dank dem imposanten Einschnitt in die Felsformation beim Slättdalsskrevan erahnen wir die Kräfte, die bei der Bildung dieser Küste waren, resp. bei der Landhebung entlang der Höga Kusten noch immer wirksam sind. Über die imposante Hängebrücke über den Ängermansälven, verlassen wir diese bekannte Tourismusregion.