Slot Canyons, Colorado River und die Wüste

Sie bieten ein extremes Farbenspiel, wie wir es bisher nicht angetroffen haben.
Man sieht sie erst, wenn man fast in sie hinunterfällt.
Sie sind so schmal, dass nur die Kamera aber nicht der Rucksack mit darf.
Sie sind gefährlich, da bei einem unerwarteten Flash Flood die Rettung aus der Tiefe ohne Hilfsmittel von oben unmöglich ist.
Seit mehreren tragischen Unfällen ist der Besuch, gemäss unseren Erfahrungen, nur noch unter Führung möglich. Wir sprechen von den Antelope Canyons, dem eindrücklichen Erlebnis in Page, das wir im letzten Bericht angekündigt haben. Wir besuchen den Lower Canyon in einer 8-er Gruppe und werden von einem jungen Navajo geführt. Er gibt viele Informationen zur Geologie bekannt, zeigt gute Fotopositionen und macht von jedem Teilnehmer mehrere spezielle Fotos. Im Gegensatz zu den unangemessenen Preisen für andere Aktivitäten, finden wir das Preis-/Leistungsverhältnis sehr stimmig.

 

Der Colorado River ist im November ein ständiger Begleiter. In Page schimmert er blau wie an einem Karibikstrand, im Grand Canyon tosen seine Rapids aus der Tiefe der Schluchten hinauf oder wir sehen ihn braun und träge dahin fliesen. Später erholen wir uns im Buckskin Mountains SP CG unter Palmen an seinem klaren Wasser, das in der Zwischenzeit weitere Male gestaut wurde und auch die letzten Tage vor dem Heimurlaub planen wir, an seinen Ufern zu verbringen.

 

Aber zuerst fordert er unsere Fitness heraus. Schon wegen der fehlenden Reservation kommt eine Übernachtung in einer Cabin der Phantom Range am Ufer des Colorado Rivers nicht in Frage. Um sicher zu sein, hätten wir rund 360 Tage im Voraus einen Platz reservieren müssen. Die Einheimischen und Kurzurlauber haben sich, im Gegensatz zu uns, daran gewöhnt, dass alle Angebote, inkl. Campgrounds, bereits Monate im Voraus, resp. in der Planungsphase fixiert werden müssen. Auch hier im Südwesten der USA haben wir um diese Jahreszeit kaum Chancen, über das Wochenende einen Stellplatz auf einem reservierbaren CG zu bekommen. Gemäss Auskunft von verschiedenen Campern hat sich die Situation in dieser Beziehung in den letzten Jahren extrem verschärft.

 

Schaffen wir’s oder müssen wir vorzeitig kapitulieren? Sind wir nachher tagelang am Muskelkater auskurieren? Die Verlockung ist zu gross! Wir fahren mit dem Shuttle bis zum South Kaibab Trailhead. Es ist der steilere der beiden Wege in die Schlucht, dafür der weniger überlaufene und die Maultiere benützen ihn nur für Warentransporte. Zudem kreuzt er auf seinem Verlauf immer wieder den Grat und der Ausblick ist daher vorzüglich. Erstaunlich schnell erreichen wir die beiden ersten Stationen, haben aber weder den Colorado River noch die Phantom Ranch gesehen. Also weiter in die Tiefe. Die uns gesetzte Umkehrzeit verstreicht ohne den erhofften Ausblick an den Fluss und nun kommt uns auch noch eine Maultierkarawane mit ihren Packsäcken entgegen. Die nächste Station ist nicht mehr weit, also geben wir uns noch eine weiter halbe Stunde auf Kosten der Pausen. Vom Skeleton Point aus sehen wir nun auf den Fluss und die grüne Oase mit ihren Unterkünften.  Ziel erreicht!?!? Nur, im Gegensatz zu den für uns üblichen Bergwanderungen geht es nun nicht 5 km lang gute 600 Höhenmeter abwärts, sondern nur noch aufwärts. Der Ausblick und die kurze Rast beflügeln uns und so schaffen wir den Aufstieg in wesentlich kürzerer Zeit, als wir gerechnet haben. Die bisher verlorenen Kilos und die hinter uns liegenden Wanderungen haben unserer Fitness gutgetan.

 

Da es in der Nacht empfindlich kühl wird, verlassen wir den Grand Canyon nach vier interessanten und abwechslungsreichen Tagen Richtung Joshua Tree, unserem letzten NP vor dem Heimurlaub. Im Buckskin Mountains SP wie danach im Nationalpark sind wir definitiv im Wüstenklima angekommen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind gross. Im Gegensatz zu uns kommen die meisten Besucher nicht wegen den Pflanzen in den Joshua Tree NP, sondern klettern die Felsen rauf und runter. Wir haben dicke Bücher gesehen, die gefüllt sind mit den unzähligen Rocks und den Klettervarianten in den verschiedensten Schwierigkeitsstufen. Wir dagegen steigen nur auf kleine Rocks um eine bessere Fotoposition zu haben. Da im Oktober Regen gefallen ist, grünt und blüht es zwischen den Steinen, dem Sand und den Felsen. Wir hätten uns nie träumen lassen, dass die Wüste so vielfältig in Erscheinung tritt. Die Formen der Joshua Tree, die Palmen in den Oasen und die grosse Artenvielfalt an Kakteen sowie die blühenden Stauden zwischen den abgerundeten Felsen ziehen uns als Abschluss des ersten Teils unserer Reise in den Bann.

 

Wir sind dankbar, dass wir so abwechslungsreiche Monate in Kanada und im Westen der USA verbringen durften. Da die Aufenthaltsbewilligung in der USA abläuft, fliegen wir in den nächsten Tagen nach Hause zu unseren Lieben. Den nächsten Reisebericht werdet ihr im neuen Jahr antreffen. Bis dahin wünschen wir Euch alles Gute!