Vom Klarsten,
zu den Höchsten
und danach zu den Umfangstärksten

 

Nach den abwechslungsreichen Tagen in den Oregon Dunes kehren wir der Küste vorübergehend den Rücken zu. Wir fahren durch kleinstrukturierte Landwirtschaftsflächen, blicken erneut auf Sägewerke, die das ehemalige Stallinger Werk in Domat/Ems als Miniaturausgabe entblössen und gelangen in den Umpqua National Forest mit seinen der Höhe angepassten verschieden zusammengesetzten Wäldern.

 

Schon an der Küste war es nicht besonders warm, aber auch wenn wir heute früh dran sind, Minus 4° Grad ist ein Schock. Die Aussicht lässt uns aber die Kälte gleich wieder vergessen. Unter uns liegt der blaue Crater Lake mit Wizard Island und die Felsen um uns leuchten im Morgenlicht. Dank unserem genial ausgebauten T6 können wir auf dem Cloudcap Overlook das Morgenessen mit Blick auf die Insel «Phantom Ship» geniessen.

 

Liebes Werz Team an dieser Stelle einmal ein ganz grosses Kompliment für Eure Arbeit. Wir haben bis heute auf unserer Nordamerika-Reise schon über 30’000 km zurückgelegt und der Ausbau hat sich bestens gehalten. Danke viel Mal!

 

Während der Umrundung des Sees mit dem klarsten Wasser, verändert sich nicht nur der Ausblick, sondern auch immer wieder die Farbe des Wassers. Nicht weniger eindrücklich sind die Pinnacles. Erstaunlich, dass sie sich auch ohne Steinkappe über Jahrhunderte halten.

 

Nach diesem Ausflug in die Höhe wollen wir die höchsten Bäume auf uns wirken lassen. Im Jedediah Smith Redwood State Park spazieren wir die Stout Memorial Grove Loop und weil wir uns gut fühlen, hängen wir nichts ahnend den Mill Creek Trail dran. Schon auf dem Rundweg überbieten sich die Exemplare in der Höhe und für uns auch in der Dicke. Zum Schutz ist der grösste Baum von den Rangern mit einem Holzzaun von den Besuchern geschützt und entsprechend beschriftet. Im Gegensatz zur Loop sind wir auf dem Weg in den Creek fast alleine unterwegs. Aber vielleicht gerade deshalb lernen wir zwei begeisterte Redwood Liebhaber von ihrer besten Seite kennen. Der erste weist uns darauf hin, dass wir unbedingt noch 1 Mile weiterwandern müssen, damit wir rechterhand die aller Grössten von den Grossen sehen. Nur, wann sind wir eine Mile auf dem verschlungenen Wanderweg gelaufen? Die Bäume werden wirklich immer grösser! Als ein steiler Aufstieg folgt, kehren wir um und rätseln, welches wohl der Rekordhalter sein könnte. Als ich den Pfad verlasse, um einen Baum näher zu beurteilen, wird Käthi vom Zweiten angesprochen. Er bestätigt uns, dass unsere Einschätzung stimmt, weiss viel Interessantes zu berichten und führt uns abseits des Pfades noch zu weiteren Giganten, die vom Weg her nicht einsehbar sind. Den beiden Unbekannten sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

 

Wenige Tage später verlieben wir uns in die Mendocino Coast. Nördlich von Westport gelangen wir an diese wilde Steilküste. Die Schilffahnen wiegen sich im Abendlicht. Die Herbstblüher überbieten sich mit ihrer Farbenpracht. Bei Jenner sonnen sich die Seelöwen zwischen den Pelikanen oder spielen miteinander in der Lagoon. Sofern die Küste nicht verbaut oder durch einen State Park geschützt ist, reichen die Weiden für die Rinder bis an die Abbrüche zum Pacific. Die Bauten sind in den meisten Fällen vorbildlich in die Landschaft eingebettet. Wenn die Tageshöchstwerte über die kühlen 17° Grad geklettert wären, wir hätten uns kaum von diesem Abschnitt trennen können.

 

Über das Napa Valley mit seinen Rebbergen und die fruchtbare Ebene des Sacramento Rivers gelangen wir auf den Freeway 99. Wir wollen nach Visalia brausen, um zu den Umfangreichsten zu gelangen. Nur haben wir in den letzten Monaten im Hohen Norden verlernt, dass am Freitagnachmittag noch andere Autofahrer unterwegs sind. Im Schritttempo bewegen wir uns auf meistens dreispuriger Schnellstrasse von Manteca bis Turlock. Natürlich gibt es zwischendurch kurze Abschnitte auf denen das Tempolimit von 65 Mile ausgereizt wird, aber wehe, wenn die Bremsen nicht funktionieren würden. Ohne Vorankündigung ist wieder Schritttempo angesagt. Dank Bewässerungsanlagen wird auch diese endlos scheinende Ebene intensiv für den Getreide-, Obst-, Mandel-, Nuss- und Citrusanbau sowie für den Rebbau genutzt. Durch den Dunst erkennen wir die ersten Anhöhen der Sierra Nevada.

 

Auf verhältnismässig enger Strasse und über unzählige Kehren erreichen wir durch Hänge mit trockenem Gras und später durch würzig duftende Macchia den Sequoia NP. Während der Anfahrt fragen wir uns mehr als einmal, wie es möglich sein kann, dass über diesen kargen Hängen auf 2000 m. M. die durchmesserdicksten und ältesten Bäume wachsen. Nach einer Kehre fahren wir übergangslos nicht mehr zwischen den Steineichen und den anderen Macchia Büschen, sondern direkt zwischen zwei Sequoias hindurch. Während den nächsten Stunden, bestaunen wir diese kolbenförmigen Bäume, die zwar nicht mehr so hoch aber um einiges umfangstärker als die Redwood sind.

 

Diese Zeilen schreiben wir am Millerton Lake Rec. Campground und geniessen die milden Temperaturen, die uns seit dem Abschied von der Küste begleiten.