Von Elchkühen mit ihren Kälbern

 

Mein heutiger Arbeitsplatz befindet sich am Elkutna-Lake kurz vor Anchorage. Ich sitze im bequemen Sessel und blicke in den Mischwald: Birken, Aspen, Tannen, usw. in den verschiedensten Altersstufen. Die nächsten Stellplätze sind durch Waldstreifen kaum sichtbar. Ein leichter Wind verhindert, dass die Mückenplage zu störend ist.

 

Auf unserer Reise treffen wir immer wieder Schweizer. Durch unsere CH-Schilder sind wir erkennbar und werden angesprochen. Die anderen Reisenden erzählten immer wieder, dass sie Elchen mit ihren Kälbern begegnet sind und diese auch fotografieren konnten. Unsere Elch-Begegnungen dauerten bisher nur Sekunden und reichten nie zum Fotografieren. Am Tangle Lake, am Ende des asphaltierten Bereichs des Denali HWY (Highway), kam dann unsere Stunde! Nach einer kühlen aber ruhigen Nacht, spazierten wir oberhalb des Campingplatzes. Der Ausblick auf die frisch verschneiten Berge und die Seenplatte rund um unseren Stellplatz war schon für sich imposant genug. Auf dem Rückweg entdecken wir zwischen uns und dem Campingplatz eine Elchkuh, die ruhig das frische Grün von den Sträuchern frisst. Beim Spiegeln erblicken wir dann auch ihre beiden Kälber, die vorerst noch durch die meterhohen Pflanzen versteckt sind. Die Tiere lassen sich von unserer Anwesenheit nicht stören. So können wir unseren Elchfotohunger während einer halben Stunde stillen. Nur zwei Tage später kommt uns, auf einem Spazierweg mit Blick auf den Mantanuska-Gletscher, eine weitere fressende Elchkuh mit ihrem wohl nur wenige Tage alten Kalb entgegen. Auch sie frisst ruhig weiter. Anscheinend sind säugende Elchkühe wesentlich ruhiger als Einzelgänger.

 

In den letzten Wochen sahen wir in Watson Lake den berühmten Schilderwald, vor Whitehorse genossen wir im Restaurant eines Schweizers eine Rösti mit Beilagen, badeten im mineralhaltigen Wasser des Takhini-Hotspring und fuhren über Hochebenen und tiefe Täler auf dem Klondike HWY. Der Spaziergang um den Five Mile Lake bei Mayo (auf dem Weg nach Dawson City) bleibt uns in ewiger Erinnerung. Auf der halben Strecke des stündigen Rundweges blicken wir in einen lichten Aspen-Wald mit seinem frischen Untergras. Da entdeckt Käthi beim Fotografieren keine 20 Meter über uns einen Schwarzbären, der auf uns herabschaut. Gut haben wir das Bärenglöckli am Arm und den Bärenspray in der Aussentasche des Rucksackes. Noch besser, dass wir den Letzteren nicht gebrauchen, da der Bär das frische Grün vorzieht.

 

Weiter fuhren wir über den Top of the World HWY. Die Aussichten auf diesem rund 100 km langen Weg über Bergkreten war phantastisch. Auch wenn zwischendurch Regengüsse herunterprasselten, konnten wir schöne Fotos schiessen. Dagegen hatte unser Büssli auf diesem Streckenabschnitt im unteren Teil seine Farbe von blau in braun gewechselt, da nur einige Kilometer dieser Strasse geteert sind.
In Delta Junction nahmen wir den Richardson HWY Richtung Süden. Wir folgten der Alaska Pipeline und tauchten dabei schon bald in die Bergkette «Alaska Range» mit ihren Rivers mit unglaublich grossen Sand-, resp. Kiesbänken ein. Nachdem wir uns vom Anblick der Elchkuh mit ihren beiden Kälbern trennen konnten, mussten wir uns durch einen Schneesturm kämpfen. Wohlbehalten erreichten wir an diesem Abend Valdez.
Da die nächste Fähre (Abfahrt erst in 2 Tagen) bereits ausgebucht war, entschieden wir uns, Anchorage auf dem Landweg anzupeilen. Eine gute Entscheidung, zeigten sich doch die Berge bis Glennallen im Gegensatz zum Vortag von ihrer schönsten Seite und die Wanderung auf dem Matanuska-Gletscher hätten wir ebenfalls verpasst.

 

Übrigens sind wir zu oberst auf dem „Top of the World HWY“, weit ab von einer grösseren Siedlung, in die USA eingereist. Auf dem Einreisestempel im Pass ist ein Caribou abgebildet.