Bis in die Rocky Mountains

 

Plitsch, platsch und weg ist der Biber. Wir kommen von einem Abendspaziergang direkt von unserem Stellplatz im Elk Island NP (Nationalpark) zurück. Direkt neben dem Zaun, der den Campground vor Bisons schützt, schauen wir die längste Zeit 3 Bibern zu, wie sie sich mit ihren Vorderpfoten Algen in den Mund stopfen, zwischen den Holzstücken hin und her und untendurch schwimmen, resp. tauchen. Zum Glück stehen wir im Windschatten, so dass sich die drei überhaupt nicht gestört fühlen. Während des Spaziergangs, der zeitweise über Holzbohlen durch eine Moorlandschaft führt, sahen wir verschiedene Arten von Enten, Gänse, uns unbekannte Wasservögel, Frösche und weitere Biber. Letztere sind hier sehr aktiv, wir sehen grosse Holzschläge von ihnen und sind erstaunt, wie sie einen Baum mit einem Durchmesser von 60 cm gefällt haben. Ebenfalls anwesend sind die Moskitos; sie schwirren den ganzen Spaziergang um den Kopf, resp. um unsere Mückennetze. Gemäss der Park-Rangerin ist der Frühling dieses Jahr ausgefallen. Nach dem kalten, schneereichen Winter ist direkt die grosse Hitze und die Trockenheit gekommen. Gemäss ihren Aussagen brennen in der Region schon grosse Flächen.

 

Welch ein Gegensatz in Edmonton! Wir lassen uns die West Edmonton Hall nicht entgehen. Sie war lange Zeit das grösste Einkaufszentrum der Welt. Alle grossen Marken sind wohl vertreten, dazu gibt es ein Erlebnisbad, mittendrin eine Eisbahn, ein Vergnügungspark für die Kleinsten und vom Fastfood-Corner bis zum Nobelhotel alles. Auch wir finden noch wenige Schnäppchen, die in unserem Büssli einen Platz finden.

 

Seit unserem letzten Beitrag sind wir während 3 Tagen ununterbrochen durch die fruchtbaren Ebenen Manitobas, Saskatchewans und Albertas gefahren. Eindrücklich die riesigen Felder, die zurzeit gerade neu bestellt werden. Was für ein Bild, wenn sich dann die reifen Getreidefelder im Wind wiegen! Entgegen den Vorhersagen finden wir die Durchreise nicht eintönig. Wir sehen immer wieder einmal Hügel am Horizont oder die Strasse verläuft über eine Anhöhe und wir sehen in die weiten, bepflanzten Ebenen hinab. Vor allem der Abschnitt am Anfang von Alberta bis Ranfurly gefällt uns besonders gut.

 

Durch ganz Alberta fallen uns die kleinen Ölförderanlagen auf. Später, am Alaska Hwy (Highway) entlang, tauchen die Pumpstationen der Pipelines und grosse Anlagen der Ölförderung auf. Auf dem Alaska Hwy fahren wir seit Dawson Creek. Am ersten Tag nochmals durch endlose Wälder, treffen aber auch auf grosse verbrannte Flächen, auf denen sich das Unterholz langsam erholt.
Und dann steht er mitten in der Strasse: der Schwarzbär in seiner ganzen Grösse. Er trottet ruhig an den Rand und frisst gierig das frisch ausgetriebene Gras. Ein schönes, eindrückliches Tier, dem wir aber in der Wildbahn nicht unbedingt zu nahe kommen möchten.  Wir treffen in den kommenden Tagen auf zwei weitere Bären. Ebenfalls direkt neben dem Hwy sehen wir 2 Kraniche.

 

Sahen wir etwa zwei Stunden nach Dawson Creek linkerhand in der Ferne die ersten Ausläufer der Rocky Mountains, so tauchen wir kurz nach Fort Nelson in den nördlichen Teil dieser gewaltigen Bergkette. Trotz bedecktem Himmel, mit gelegentlichen Regen- und Schneeschauern bis auf rund 1’200 m. ü. M. sind wir von diesem Empfang begeistert. Wir sehen von der Höhe in die weiten Täler mit ihren Flüssen hinunter. Letztere fliessen noch heute mäandernd durch die Landschaft. Wir sind in unserem Traumkanada angekommen!
Die durchwegs geteerte Strasse führt über Anhöhen, entlang von Bachläufen und neben erodierenden Bergflanken vorbei.  Nach einer Übernachtung am jadegrünen Muncho-Lake, entdecken wir morgens Mufflons.  Sie lecken am Strassenrand das salzhaltige Gestein und später können wir zwei Bison-Herden beim abweiden der Strassenböschung beobachten. Nach wenigen Kilometern überqueren wir den braun dahinfliessenden Liard-River und gönnen uns den heutigen Ruhetag an den gleichnamigen Hot Springs. Die beiden natürlich gepflegten Becken sind über einen Bohlenweg gut erreichbar. Das Eintauchen in das heisse Wasser kostet uns Überwindung.

 

Seit wir in die Bergwelt eingetaucht sind, ist das Telefonnetz weg. Morgen werden wir Watson Lake erreichen. Sicher haben wir dort wieder Verbindung zu unseren Lieben zu Hause.